Die letzten 4 Monate...


Irgendwie ist es alles noch unwirklich, ich sitze auf meinem Bett in Ratingen, schaue auf die Häuser der Grachtensiedlung und es hat nach Wochen ohne Regen angefangen zu nieseln...
 
Irgendwann im Januar/Februar hat sich plötzlich weltweit ein Virus ausgebreitet, der Corona-Virus. Ich habe lange Zeit nicht geglaubt, dass er so heftige Auswirkungen auf mein derzeitiges Leben in der wunderschönen Bergen von Talamanca an der Grenze zu Panama haben wird. 

Anfang Januar bin ich umgezogen, nach Amubri de Talamanca, ein indigenes Bribri Dorf. Dazu ein anderes Mal.

Am 16. März, der Virus war in Deutschland schon verbreitet, die ersten 30 Menschen in Costa Rica hatten sich ihn auch schon eingefangen, kam von Brot für die Welt die Nachricht, dass wir nach Deutschland zurückkehren müssen. Meine Welt stand für einen Moment still. Amubri verlassen zu müssen, nach Deutschland, nach Ratingen 5 Monate zu früh zurückkehren zu müssen?? Wie das?? Ja weltweit sah die Lage kritisch aus, Costa Rica hat an dem Tag beschlossen, alle Schulen, Gymnasien, Sportplätze und Malls zu schließen. Öffentliche Busse fuhren nicht mehr wirklich. Ich wusste, dass das passieren würde, ich würde erstmals keine Workshops machen dürfen usw. Aber ich würde bei meiner Gastfamilie, in Amubri in Quarantäne sein. Ich würde meine Kinder trotzdem sehen können und wenn es auf dem Land in Costa Rica Lock-down heißt, heisst es nicht, dass die Menschen ihre Häuser nicht verlassen dürfen und Freunde nicht sehen dürfen. Das Leben im Dorf ist auch während eines Shut-Downs schön... 

Am Montag hat das BMZ (für die Weltwärts Freiwilligen verantwortlich) bekannt gegeben, dass alle Weltwärts Freiwilligen so schnell wie möglich zurück müssen. Von dem Tag an habe ich fast 3 Tage lang durchgeweint. Da ich etwa 8 Stunden von der Hauptstadt entfernt gewohnt habe, musste ich innerhalb von 24 Stunden meinen Koffer packen, da niemand wusste wie lange die Überlandbusse überhaupt noch fahren werden. 
24 Stunden, in denen ich versucht habe mich so gut wie möglich von allen meinen Kindern, meiner Gastfamilie und meinen Freunden zu verabschieden. Etwas das absolut unmöglich war. Einige waren nicht da, einige wollten mich nicht richtig verabschieden, da sie mich nicht weinen sehen wollten... all die Dinge die ich noch tun wollte, die Fotos, die ich nicht gemacht habe, die Reitausflüge, die wir geplant hatten, die Besuche in anderen Dörfern... die Orte in Costa Rica die ich noch sehen wollte... 
Körperlich bin ich wieder in Deutschland, mein Herz bewegt sich aber noch irgendwo zwischen dem Fussballplatz, meinem Haus, Koswak und dem Haus meiner Gastgroßeltern. Meine Gastschwester hat mir vor ein paar Tagen erzählt wie sie gesehen hat, dass mein Herz auf dem Weg zu Fluss war, eine Runde schwimmen...

Rausgerissen werden, aus einer Umgebung, wo ich mich wirklich verdammt glücklich gefühlt habe, wo ich traurig war nur noch 5 Monate zu haben, war schrecklich. Ich hatte Ideen, Pläne und keine Zeit mich auf meine Rückkehr vorbereiten zu können. Ich konnte mich nicht auf den Abschied vorbereiten, ich konnte mich nicht auf die Rückkehr vorbereiten, die auch ein ziemlicher Kulturschock war. Alles anders als da, anders als bei meiner Ausreise, lock-down, Quarantäne, Corona, stillstand. Nicht die Möglichkeit meine Freunde zu sehen, alles komisch. Es fühlt sich falsch an. Ungewohnt. 


Ich will hier nicht sein... Ich hoffe einfach, dass sich die Hysterie bald legt und ich irgendwie zurück kann... 



An meinem letzten Tag habe ich Nachmittags meinen Kindern sagen müssen, dass ich erstmal auf unbestimmte Zeit weg muss... 


Ein letztes mal Gruppenkuscheln...



Kurz bevor ich dann endgültig abgefahren bin, ist ein Teil meiner Kinder nach ein letztes mal gekommen... 
Ich vermisse sie jeden einzelnen Tag...


Sigrid hat erst nicht verstanden, als ich ihr erklärt habe, dass ich weg muss... so sah es aus, als sie es realisiert hat... 


 Mi pequeño monito Mathias... 


 Links oben Geider, der Tourguide, rechts mein Gastvater

Meine Gastschwester Siatami und meine Gastmama Maryuri
(Mathias wollte nicht aus dem Bild:)




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